
Fischtown Pinguins mischen in der DEL mit
Geld allein ist im Sport nicht alles / Engagement & Geschlossenheit als Erfolgsfaktor
Das Aus der Hamburg Freezers stellte im Sommer die Chance für die Fischtown Pinguins Bremerhaven dar. Eine Möglichkeit, die der Klub aus dem Norden nutzte, um auch im Oberhaus für Furore zu sorgen. „Es ist schon überraschend, wie die Pinguins in ihrer ersten Saison in der DEL auftreten“ - würdigt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke die Leistung der Bremerhavener gegenüber Nord 24 und fügt zugleich hinzu: „Grundsätzlich kann man nicht davon ausgehen, dass sich ein Neuling in der DEL schnell etablieren kann. Dazu ist allein der wirtschaftliche Kraftakt, den ein Neuling zu schultern hat, zu groß." Derzeit rangieren die Fischtown Pinguins mit 19 Punkten auf dem elften Tabellenplatz. Mit den Auswärtssiegen gegen Ligaspitzenreiter München und Köln setzte die Mannschaft von Trainer Thomas Popiesch Achtungszeichen. Nach dem ersten Viertel der neuen DEL-Spielzeit hat sich Del-2.org bei Bremerhaven-Geschäftsführer Hauke Hasselbring nach dem Stand der Dinge erkundigt.
Hand aufs Herz: Sind Sie überrascht vom Start in der DEL?
Wir sind angenehm überrascht. Auf Erfolge haben wir natürlich gehofft, dass wir jedoch so gut mithalten können, haben wir nicht erwartet.
Rückblickend betrachtet: Wie haben Sie die Zeit rund um den Rückzug der Hamburg Freezers erlebt?
Eine Woche vor Ablauf der Frist zur Lizenzeinreichung erreichte uns die Nachricht aus Hamburg. Für uns und sicher auch alle anderen kam das überraschend. Zu diesem Zeitpunkt wurde uns schnell klar, dass es kein ruhiger Sommer werden würde. 80 Prozent der Sponsorenverträge für die DEL2 waren unter Dach und Fach, die Spielerverträge der Mannschaft waren unterschrieben. Wir haben dann den Kader feinjustiert, da zum Beispiel das Ausländerkontingent höher ist als in der DEL2. Mit allen Sponsoren wurde noch einmal neu verhandelt. Es war eine sehr intensive und ereignisreiche Zeit.
Welche weiteren Herausforderungen hat der Aufstieg in die DEL mit sich gebracht?
Die Hamburg Freezers waren unser Kooperationspartner in der DEL. Durch das finanzielle Aus der Hamburger hatten wir zwar die Möglichkeit zum Aufstieg, aber die geplanten Förderlizenzspieler standen uns nicht mehr zur Verfügung. Wir mussten also auch einen neuen Kooperationspartner in der DEL2 finden. Gut war, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen in beiden Ligen bereits zu Beginn der Saison 2013/14 harmonisiert wurden und somit kein Neuland für uns darstellten.
Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen finanziellen Mitteln und sportlichem Erfolg?
Wir wussten von Beginn an, dass wir den geringsten Etat haben werden. Auch mit geringen finanziellen Mitteln kann gut Eishockey gespielt werden – das ist unsere Überzeugung. Der Spagat gelingt uns im Moment sehr gut. Unsere 21 Profis wissen wie Eishockey funktioniert. Geld allein ist im Sport nicht alles. Unsere Mannschaft ist eine punktuell aufgebesserte DEL2-Spitzenmannschaft. Alle Spieler, die bereits unter Vertrag standen, spielen auch aktuell bei uns. Wir haben uns lediglich auf Schlüsselpositionen verstärkt.
Sie konnten die aktuellen Spitzenreiter München und Köln auswärts schlagen. Was ist ihr Erfolgsgeheimnis?
Wir bringen eine gute Mannschaft auf das Eis, die als Team überzeugt. Jeder Spieler steht für seinen Mannschaftskameraden ein. Nur mit harter Arbeit stellt sich der Erfolg auch ein. Der Rückhalt im Team ist sehr groß. Somit können vermeintlich größere Clubs auch geschlagen werden.
Hat sich nach einem Viertel der Saison etwas an Ihren Zielsetzungen geändert?
Nein. Wir betrachten das erste Jahr als Einstieg in die Liga. Auf uns wartet noch viel Neues. Wir kennen noch nicht jeden Standort und lernen immer wieder neue Mitstreiter kennen. Es gilt für uns in der Liga anzukommen, deshalb betrachten wir diese Spielzeit als Eingewöhnung. Die Zukunft wird zeigen, was für uns weiter möglich ist. Es wäre aber schön, wenn wir nicht Letzter werden - dafür geben wir alles, ohne Druck.
Sie kennen die DEL2 und ihre Strukturen gut: Denken Sie, dass auch andere Clubs den Sprung in das Oberhaus ohne Probleme meistern könnten?
Ich bin der Meinung, dass es noch anderen potenzielle Kandidaten - wie zum Beispiel Kassel, Frankfurt, Bietigheim und Dresden - in der DEL2 gibt, die den Aufstieg schaffen können. Die zweite Liga hat sich wirtschaftlich stark entwickelt. Das Wichtigste, egal ob in der DEL oder der DEL2, ist das wirtschaftliche Handeln. Gelingt dies, können die Clubs in jeder Liga bestehen. Wir hoffen, dass unser bisheriger Erfolg eine Motivation für die DEL2-Clubs ist, die Aufstiegschance im März 2017 erfolgreicher zu nutzen. Wir haben gezeigt, dass es lohnenswert ist, für den Aufstieg zu kämpfen und alle Voraussetzungen dafür zu schaffen.