Die DEL2-Regelecke: Der Videobeweis
DEL2 ab 2016/17 mit Videobeweis / Was darf der Schiedsrichter per Videobeweis überprüfen und was nicht
Die DEL2-Regelecke beschäftigt sich in der zweiten Runde mit dem Videobeweis. Dieses Hilfsmittel haben die Schiedsrichter in der DEL zur Verfügung, um nach einer uneindeutigen Situation überprüfen zu können, ob ein vermeintliches Tor vielleicht doch ungültig ist oder ob ein vermeintliches „Nicht-Tor“ doch Gültigkeit hat. In der DEL2 wird der Videobeweis zur Saison 2016/17 eingeführt.
Der wichtigste Aspekt beim Videobeweis ist, dass dieser nicht dazu dient, eine Entscheidung zu treffen, sondern eine getroffene Entscheidung zu überprüfen.
Diese Tatsache hat einen einfachen Grund: Sollten die Videobilder nicht geeignet sein, eine Szene prüfen zu können, da zum Beispiel die Sicht verdeckt ist oder das System nicht funktionierte, bleibt es bei der Entscheidung, die vom Schiedsrichter auf dem Eis getroffen wurde.
Als visuelles Zeichen für den Videobeweis formt der Schiedsrichter mit beiden Händen ein Viereck vor seinem Körper, um einen Bildschirm zu symbolisieren. Dieses Zeichen ist kein offizielles Signal der Schiedsrichter, sondern dient der nonverbalen Kommunikation.
In der DEL dürfen nach den Regeln und den DEL-Richtlinien sieben Kriterien überprüft werden. Die ersten sechs Merkmale entsprechen dem offiziellen Regelbuch der International Ice Hockey Federation, der siebte Punkt steht den Schiedsrichtern in der DEL nach den Richtlinien zusätzlich zur Verfügung.
1. Der Puck hatte die Torlinie komplett überquert
2. Der Puck gelangte ins Tor, bevor der Torrahmen verschoben war
3. Der Puck gelangte ins Tor, bevor oder nachdem das Drittel beendet ist
4. Der Puck wurde vom angreifenden Spieler mit der Hand oder mit dem Fuß ins Tor gelenkt oder geschlagen oder absichtlich mit irgendeinem Teil seines Körpers ins Tor gelenkt oder geschlagen.
5. Der Puck wurde von einem Spieloffiziellen ins Tor gelenkt
6. Der Puck traf gegen einen Stock eines angreifenden Spielers über der Höhe der Querstange, bevor er ins Tor gelangte
7. War ein Angreifer im Torraum und hat den Torhüter physisch und/oder visuell eingeschränkt
Nutzt der Schiedsrichter zum Videobeweis, zeigt er dies an, in dem er vor seinem Körper mit den Fingern ein Viereck formt, um einen Bildschirm zu symbolisieren. Dies ist kein offizielles Signal der Unparteiischen, sondern dient der nonverbalen Kommunikation mit den Spielern. Bei Spielen, in denen ein Videorichter fragliche Tore überprüft, zum Beispiel bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen, kann der Videobeweis auch durch einen angedeuteten Telefonhörer angezeigt werden. Auch dies ist kein offizielles Zeichen, sondern dient der nonverbalen Kommunikation.
Angedeuteter Telefonhörer: Der Videorichter wird angerufen.
1. Puck über der Torlinie
Der Puck muss die Torlinie in vollem Umfang überquert haben. Ist der Puck nicht sichtbar, weil er zum Beispiel im Fangkorb der Fanghand ist, muss der SR prüfen, ob der Fangkorb über der Linie ist. Sprechen alle Anhaltspunkte dafür (Puck im Fangkorb, Fangkorb über der Torlinie) ist das Tor gültig.
Der Torhüter fängt den Puck mit seiner Fanghand. Dabei gerät der Fangkorb mit dem Puck jedoch in vollem Umfang über die Torlinie. Damit ist dies ein gültiges Tor, da auch der Puck, egal wo er sich im Fangkorb befindet, hinter der Torlinie ist.
2. Der Torrahmen war verschoben
Ist das Tor zum Zeitpunkt des Treffers verschoben, findet dieser keine Anerkennung. Eine Ausnahme bildet der sogenannte Fall des „Act of shooting goals“.
War der angreifende Spieler in dem Moment, als das Tor noch in der regulären Position war, in der Aktion des Schusses, gilt das Tor, wenn
- Der Puck zwischen beiden Pfosten und unterhalb der Querstange ins Tor geht
- Der Puck auch dann ins Tor gegangen wäre, wenn das Torgehäuse in der regulären Position geblieben wäre
Auch wenn des Tor verschoben wurde, bevor der Puck die Torlinie überquerte, ist dies ein gültiges Tor. 1. Der Puck kommt zwischen den Pfosten und unterhalb der Querlatte in das Tor. 2. Der Puck überquerte die Torlinie. 3. Der Spieler war im Begriff zu schießen als das Tor verschoben wurde.
3. War das Drittel zum Zeitpunkt beendet oder nicht
Das Regelbuch der IIHF sieht vor, dass innerhalb des Videobeweises überprüft werden darf, ob die Spielzeit eines Drittels zum Zeitpunkt eines Tores bereits beendet war oder nicht. In der DEL gibt es derzeit jedoch nicht in allen Stadien die Möglichkeit, die Spielzeit im Videobeweis einzublenden. Daher ist es meist nicht möglich, den Videobeweis zu diesem Thema heranzuziehen.
Eine zusätzliche Möglichkeit ist es, die hinter dem Tor angebrachte Lampe zu nutzen. Leuchtet sie Grün, ist dies das optische Signal, dass die Uhr angehalten war bzw. die Spielzeit des Drittels beendet ist. In der Übertorperspektive wird diese Lampe jedoch häufig nicht erfasst und es bleiben oft nur noch die TV-Spiele, in denen dies zur Anwendung kommen könnte.
4. Wurde der Puck mit irgendeinem Körperteil oder Schlittschuh absichtlich in das Tor gelenkt
Um ein gültiges Tor zu erzielen, darf der Puck nur mit dem Schläger in das Tor befördert werden. Eine Ausnahme bilden Abpraller. Wird der Spieler vom Puck „überrascht“ hat also keine Möglichkeit mehr, zu reagieren, so ist ein aus diesem Abpraller resultierendes Tor gültig. Stellt der Spieler im Vorfeld jedoch zum Beispiel seinen Schlittschuh günstig in die zu erwartende „Puckbahn“, um die Wahrscheinlichkeit für ein Tor zu erhöhen, so ist der Treffer nicht anzuerkennen. Neben dem Schlittschuh sind auch Tore mit der Hand, dem Kopf oder irgendeinem anderen Körperteil nach dem beschriebenen Schema nicht gültig.
In beiden Beispielen lenkt der angreifende Spieler den Puck mit seinem Schlittschuh absichtlich über die Torlinie. Damit sind dies keine gültigen Tore.
5. Der Puck wurde von einem Spieloffiziellen ins Tor gelenkt
Im Gegensatz zum Fußball, kann beim Eishockey kein Tor Gültigkeit erlangen, dass von einem Schiedsrichter erzielt wurde. Wird ein Unparteiischer angeschossen und der Puck geht in der Folge in das Tor, so ist der Treffer nicht anzuerkennen. Dies gilt auch dann, wenn der Torhüter den Puck noch berührt.
Nürnbergs #6, Kurtis Foster, will die Scheibe tief in die Angriffszone spielen. Ingolstadts Torhüter, Timo Pielmeier, will, in Erwartung der Scheibe hinter das Tor, um diese dort zu stoppen. Dabei wird Pielmeier jedoch davon überrascht, dass der Puck vom Linienrichter in Richtung seines Tores abgefälscht wird. Ob Pielmeier den Puck beim Rettungsversuch noch berührt oder nicht, ist nicht von Interesse. Dies ist kein gültiges Tor.
6. Liegt ein Hoher Stock vor
Als Maß für einen hohen Stock wird im Eishockey normalerweise die Schulter des Spielers herangezogen. Geht es jedoch darum, ob ein Tor gültig ist oder nicht, ist die Höhe der Querstange (1,27m) das Maß der Dinge. Fraglich ist jedoch nicht, wie hoch der Schläger an seiner höchsten Stelle war, sondern wie hoch die Stelle des Schlägers war, von der der Puck in das Tor gelenkt wurde.
Heißt: Wurde der Puck mit dem Schläger beispielsweise auf Höhe der Führhand getroffen, die die Tiefer als die Querstange war, während das Schlägerblatt höher als die Querstange, jedoch tiefer als die Schulter war, so wurde ein gutes Tor erzielt.
Bei einem Zuspiel vor dem Tor gilt wie gewohnt die Höhe der Schulter. Ein Beispiel: Ein Angreifer fälscht den Puck kurz vor dem Tor mit den Schlägerblatt, dass höher als die Querstange, jedoch tiefer als seine Schulter ist, zu einem Mitspieler ab, der den Puck in Folge über die Torlinie schiebt. Dies ist ein gutes Tor. Dies gilt auch, wenn der Puck in der Art abgefälscht wird, dass dieser den Torhüter trifft und der Rebound verwandelt wird. Das ist ebenfalls ein gutes Tor.
7. Befand sich ein Angreifer im Torraum
Die Frage nach einem Angreifer im Torraum ist ein sehr komplexes Thema, das den Rahmen dieser Regelecke sprengen würde. Daher wird dies das Thema der nächsten Ausgabe werden.