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Halbfinal-Spektakel mit Wermutstropfen
11.04.2015Bild: Sven Peter/Hansepixx

Halbfinal-Spektakel mit Wermutstropfen

Meister Fischtown muss nach Sieg gegen Frankfurt auf Goalie Benjamin Meisner verzichten / Bremerhaven kann am Sonntag bereits in die Finalserie einziehen

Die beiden Trainer mussten nach dem Krimi erst einmal durchatmen. Kampf, Leidenschaft und Dramatik über knapp 68 Minuten lagen hinter Mike Stewart und Tim Kehler, den Cracks der Fischtown Pinguins und  Löwen Frankfurt sowie den 4.422 Zuschauern in der einmal mehr ausverkauften Arena am Wilhelm-Kaisen-Platz. „Es war ein sehr gutes Spiel“, sagte Kehler, und Stewart sprach nach dem 5:4 des Meisters nach Verlängerung von „zwei sehr guten Mannschaften“.

Bremerhaven hat nach einem spektakulären Verlauf die 3:2-Führung im Playoff-Halbfinale übernommen und kann am Sonntag mit einem weiteren Erfolg die Neuauflage des DEL2-Finales gegen die Bietigheim Steelers perfekt machen. Ob am Sonntag das letzte Wort in dieser verbissenen und zuweilen auch giftigen Halbfinal-Auseinandersetzung gesprochen wird, darf zumindest angezweifelt werden. Die Pinguins gewannen Spiel 1, verloren die nächsten beiden Begegnungen, führten in Spiel 4 am vergangenen Mittwoch 4:0, um gerade noch ein 6:4 ins Ziel zu retten. Und am Freitagabend hatte man den bisherigen Serienverlauf in einem Spiel.

Marc Schaub brachte die Gäste mit seinem ersten Tor des Abends früh in Führung, Jan Kopecky und Gabe Guentzel drehten die Partie. Dann nutzen die Frankfurter die Unaufmerksamkeiten des Meisters erneut und führten durch Nils Liesegang und Schaub wieder. Das alles passierte bereits im ersten Drittel. Die Dramatik wurde dann nach dem 3:3 von Brendan Cook und dem 3:4 durch Marco Pfleger auf die Spitze getrieben. 1:54 vor dem Ende scheiterte Nick Mazzolini mit einem Penaltyshot an Pinguins-Goalie Benjamin Meisner. Vier Sekunden vor dem Ende nahm Kehler vor einem Faceoff im Frankfurter Drittel eine Auszeit. Dann gewann Andrew McPherson das Bully, Guentzel spielte quer auf Marian Dejdar, der den Onetimer perfekt traf. Auf der Uhr standen noch zwei Sekunden, die Halle Kopf.

„Das war ein perfekt ausgeführter Spielzug“, gestand Kehler, und Stewart ergänzte: „Wir üben das seit drei Jahren.“ Damit nicht genug. Nach 4:47 Minuten der Overtime bekommt Bremerhavens Tim Miller die Chance per Penaltyshot, scheitert aber an Frankfurts ebenfalls bestens aufgelegten Goalie Antti Ore. Wenig später dann der Schreckmoment: Nils Liesegang zog auf der rechten Seite ins Drittel der Pinguins und versuchte, Meisner unter Druck zu setzen. Der Goalie deckt die Scheibe ab und wird vom heranstürmenden Frankfurter am Kopf erwischt. Meisner war für einige Momente bewusstlos und wurde in ein Krankenhaus in Bremerhaven gebracht. Der 24-Jährige erlitt eine Gehirnerschütterung und wird am Sonntag nicht spielen können. Liesegang erhielt fünf Minuten und eine Matchstrafe und ist automatisch gesperrt. Als Mazzolini wenig später ebenfalls in die Kühlbox musste, nutzte Pawel Dronia die 5:3-Überzahl zum Siegtor.

„Wir freuen uns. Aber das nächste Spiel wird eine harte Kiste“, sagte Stewart. Tim Kehler schien etwas angefressen, aber: „Meine Mannschaft hat ein gutes Spiel gemacht.“ Da mochte man ihm nicht widersprechen. Denn die Hessen knüpften mit ihrer Leistung an das gute Schlussdrittel im Heimspiel zuvor an. Nichts desto trotz müssen die Löwen zunächst das Aus verhindern, um ein echtes Endspiel zu erzwingen.

Den Klassenerhalt vor Augen hat der ESV Kaufbeuren. Die Mannschaft von Trainer Juha Nokelainen nahm den Wind aus dem 5:4-Overtime-Marathon am Mittwoch mit in die Kolbenschmidt-Arena und feierte ein 4:0. Es war der erste Auswärtssieg in den diesjährigen Playdowns für den ESVK. „Wir haben im ersten Drittel sehr konzentriert gespielt. Außerdem funktionierte unser Unterzahlspiel. Und wenn es einmal nicht funktionierte, war Stefan Vajs zur Stelle“, sagte der Coach zu seinem Goalie. Heilbronns Trainer Gerd Wittmann erklärte, dass seinen Spielern die 108 Minuten Eishockey im Spiel 4 und die Enttäuschung über die Niederlage noch in den Knochen steckte. Der Frust entlud sich Sekunden vor dem Ende in einem Foul Dustin Camerons gegen Martin Heider, wofür Cameron eine Matchstrafe erhielt und am Sonntag fehlen wird. Angesichts dieser Vorzeichen und zuletzt 26 Auswärtsniederlagen in Folge blieb dem Falken-Trainer nicht mehr, als „auf ein Wunder zu hoffen“.

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